Anfangs mögen das Meditieren und zu lieben unvereinbar sein, da du - je mehr du nach innen gehst - das Interesse daran verlierst, dich zu beziehen. Denn du erkennst mehr und mehr, dass das, was du bisher gelebt hast, keine Liebe war, sondern nur eine Illusion davon.
In der ersten Zeit wirst du jegliches Interesse an Liebesbeziehungen verlieren, und auch wenn du vielleicht bisher schöpferisch tätig warst, wird zunächst deine Lust, dich kreativ ausdrücken zu wollen, verschwinden. Das liegt daran, dass deine Energien nach innen gehen, und sie können nicht gleichzeitig nach innen und nach außen gehen. Diese Phase ist aber nur vorübergehend, und es braucht dich nicht zu ängstigen, wenn du das Gefühl hast, dass du dich abkapselst, und scheinbar auf deiner kleinen Insel den Kontakt zur Welt verlierst. Es ist nur so, dass es eben eine Weile braucht, bis das Echte immer sichtbarer wird, weil du das Illusorische erkennst, und sich damit auflöst.
Wenn du bis in dein Innerstes gereist bist, gelangst du plötzlich an einen Punkt, der dein Zuhause ausmacht, hier bist du angekommen, bei dir, in deiner eigenen Erdenmitte, deiner Kraft, dem Sitz der Unsterblichkeit und dem Unidentifiziertsein. Hier bist du dir allem bewusst, aber mit nichts mehr identifiziert. Denn identifizieren brauchst du dich - nun, wo du dich, dein wahres Selbst, gefunden hast - nicht mehr. Alles ist und du bist. Du fühlst dich so kraftvoll. Alle Energie steht dir zur Verfügung, die du - ob du was tust oder nicht - ausstrahlen wirst, und damit alles um dich herum beseelen wirst. Dies wird ganz von selbst geschehen, denn Energie fließt, und ist ständig in Schwingung. So bist du nun selbst zur Liebe geworden und verströmst dich, egal ob es da einen Empfänger gibt oder nicht.
Die Liebe wird sich durch dich auf unterschiedliche Art und Weise zeigen. Es kann sein, dass du tatsächlich deine Liebe mit einem Menschen teilst und lebst, oder sie fließt über in deinen kreativen Ausdruck. Doch selbst, wenn du nichts tust, wird alles in dir nach Liebe leuchten und duften. Dein Sein, und jede Bewegung wird beseelt sein vom zarten Duft der Hingabe, Dankbarkeit und Liebe. Es ist eher wie ein Segen, ein Gebet, eine Andacht vor der Schönheit dieser Existenz, die dir nun überall in allem und in jedem begegnet. Meditation wird dir also nichts nehmen, auch wenn es zu Beginn so scheinen mag. Was geht, ist das Unechte, dass was eh nicht zu dir gehört. Das, was zu dir gehört, das, was du bist, kann dir niemand nehmen, wirst du nie verlieren. Deswegen brauchst du auch nicht festhalten, denn du kannst nur festhalten, was auch gehen kann, und das ist immer nur das Unechte, das Illusorische, und das darf gerne gehen, als dass das Echte und Wahre mehr und mehr in dir aufsteigt.
Wenn die Leute also ins Kloster und somit ins Zölibat gehen, haben sie nicht verstanden, dass Meditation und Liebe zusammen gehören und ein und dasselbe ist. Also, wird ihre Reise nach innen auch nur halb sein. Wenn sie diese Phase aber nur als eine vorübergehende erkennen, werden sie sich wieder der Liebe zuwenden, und sich aus den dunklen Klostermauern, der Sonne und der Welt entgegenstrecken wollen.
Was zunächst wie ein kleiner Tod aussehen mag, ist in Wahrheit deine Geburt, sozusagen deine zweite Geburt ins Bewusstsein, ins Licht und in die Liebe.
Herzlichst,
Ihre Taruna N. Reupsch
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